Unser Kraut des Monats Mai – Der Waldmeister
Es gibt kaum eine Pflanze, die den Monat Mai so markant einläutet, wie der Waldmeister. Nicht ohne Grund wird er auch liebevoll Maikraut genannt. Er ist eine der ersten Pflanzen des Jahres, der den Boden in lichten Wäldern dicht bedeckt. Wenn die Sonne am Morgen zwischen den Bäumen die ersten Strahlen auf den Waldboden wirft, dann fängt alles an zu glitzern. Unter dem alten Laub schieben sich die glatten, vierkantigen Stängel mit ihren lanzettlichen spitzen Blättern aus den Boden. Die ersten Blütenknospen, benetzt mit kleinen Tautröpfchen recken sich der Sonne entgegen. Der Frühling ist nun endlich angekommen.
Seinen sanften, aromatisch süßen Duft nach Vanille, Honig und auch ein bisschen nach Heu kann man nur erahnen. Denn den gibt er, wie von magischer Hand, erst preis, wenn er angetrocknet wurde. Verantwortlich für das wohlriechende vanilleartige Aroma ist der Inhaltsstoff Cumarin. Vermutlich der Auslöser für den alten Volksglaube, dass Waldmeister die Liebeslust anregen soll? Wer weiß. Was aber sicher ist: der Waldmeister wurde gern in Liebestränken angewandt und fand bzw. findet auch noch heute in der Walpurgisnacht reichlich Gebrauch.
Er galt schon immer berauschend, aphrodisierend und stimmungsaufhellend. Aber ihm werden auch beruhigende, entspannende und leberstärkende Eigenschaften zugeschrieben. Flavonoide, Bitterstoffe und Gerbstoffe ergänzen die positiven Eigenschaften.
Es sei aber gewarnt: zu viel von der verzaubernden Pflanze soll zu Kopfschmerzen, Schwindel, Benommenheit, Halluzinationen und sogar Leberschäden führen können.
Wer Waldmeister selber einmal probieren möchte, sammelt sich etwas von dem frischen Kraut. Meist stehen in der Nähe auch ein paar Walderdbeeren, von deren frischen Blättern wir ein Sträußchen dazu geben können. Geschmacklich kann man dies noch mit ein paar Blättern der Schwarzen Johannisbeere, die gerade auch frisch austreiben, ergänzen.
Unser Hausrezept für eine „medizinische“ Waldmeisterbowle:
10 g Waldmeisterblattspitzen
5 g Walderdbeerblätter
5 g Schwarze Johannisbeerblätter
50 g Puderzucker
1 Liter Weißwein
Alle Kräuter in eine Schüssel geben, mit 50 g Puderzucker bestreuen, zugedeckt 2 Stunden ziehen lassen. Dann 1 Liter Weißwein darüber gießen und 2 bis 3 Stunden ziehen lassen. Danach abseihen und kühlen.
Dieser Trank wirkt sehr belebend, herzstärkend sowie verdauungsfördernd und sollte nach den Mahlzeiten mit der oder dem Liebsten in kleinen Mengen getrunken werden.
Frei nach Paracelsus, die Dosis macht die Wirkung. Wohl bekommt‘s!
Tipp: Wenn ihr mehr Waldmeister sammeln könnt: getrocknet kann er auch als Tee verwendet werden. Ihr werdet euch wundern, wie sehr die Luft vom Duft des Waldmeisters erfüllt wird.